400 Jahre Familie Grausam

Versuch einer Genealogie

Mein Vater sagte immer, wenn er aufgefordert wurde, seinen Namen zu buchstabieren: "Grausam - wie böse". Tatsächlich ist "Grausam" kein ganz alltäglicher Familienname. Gewiss traf ich in meinem Leben Menschen, die "Teufel" oder "Höller/er" heißen, aber "Grausam" ist doch eine ganz andere Kategorie. Dem Adjektiv fehlt leider, im Gegensatz zu "Teufel", jeglicher Humor.

Grund genug, der Sache auf den Grund zu gehen.

 

Die Schreibweisen des Familiennamens reichen von "Grausam" über "Graussam" bzw. "Graußam" bis zu "Grauzam", und möglicherweise gehören die "Gros(s)am" in den USA auch noch dazu.

 

Über die Dokumente meiner Urgroßeltern konnte ich bisher eine Abstammungslinie 400 Jahre zurückverfolgen, genauer gesagt, bis ins Jahr 1619, wo in Schamers (Číměř, Okres Jindřichův Hradec, Tschechien) ein Koloman Grausam verzeichnet ist. Durch den Dreißigjährigen Krieg ist offensichtlich eine Lücke in den Aufzeichnungen entstanden, und so lassen sich die ältesten meiner Vorfahren 1666 in Neustift bei Neubistritz (Lhota) festmachen.

 

Die Familie Grausam war in den letzten vierhundert Jahren im südböhmisch-südmährischen Raum ansässig und gehörte zu den sogenannten "Deutschböhmen" oder "Sudetendeutschen", wobei dieser Begriff etwas irreführend ist. Die derzeit nachgewiesenen Orte sind: Schamers, Neustift, Neubistritz, Fichtau, Hosterschlag, Gutenbrunn, Leinbaum, Heumoth, Braunschlag und Bernschlag. Auswanderer nach Amerika gab es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, so z. B. Sebastian Grausam mit seiner Frau Juliana und ihrer kleinen Tochter Anna, ca. um 1875, nach Brown County, Minnesota. Weitere Kinder des Paares sind bereits in den USA geboren. Heute leben Grausams in Sleepy Eye, Minnesota, und haben sich von dort aus in den USA verbreitet.

 

Ebenfalls gegen Ende des 19. Jahrhunderts übersiedelte die Familie meiner Ur-Urgroßeltern nach Litschau im Waldviertel (Seilerndorf). Mein Urgroßvater ging als Lehrling nach Leobendorf, wo er als Maurer und Stukkateur an der romantischen Rekonstruktion der Burg Kreuzenstein durch den Grafen Johann Nepomuk Wilczek mitwirkte. Später siedelte er sich in Wien-Floridsdorf in der Ostmarkgasse an, wo viele Waldviertler Familien ansässig wurden. Seine Schwester wohnte um's Eck in der Plankenbüchlergasse.

Die erste Frau meines Urgroßvaters Franz Grausam, Theresia Blach aus Litschau, stirbt 1910 an chronischer Darmtuberkulose und wird auf dem Stammersdorfer Zentralfriedhof bestattet. 1911 heiratet Franz Grausam Johanna Zimmermann aus Saaß bei Litschau - meine Urgroßmutter.

1945 stirbt Franz Grausam in Litschau.

 

Fortsetzung folgt...